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Maschinelle Übersetzung vs. menschliche Übersetzung: Ein Überblick

In meiner Arbeit als Übersetzerin begegnen mir immer wieder Fragen wie diese: „Warum soll ich eine Übersetzerin beauftragen, wenn es Google Übersetzer gibt?“ und „Kann DeepL nicht genauso gut übersetzen?“ Beide Tools haben in den letzten Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht, das steht außer Frage. Aber weil ich berufsbedingt immer auf dem Laufenden bleibe, was Übersetzungs-KI angeht, weiß ich aus erster Hand, dass sie meist nicht die perfekte Lösung sind. In diesem Artikel möchte ich nicht nur die Unterschiede zwischen maschinellen und menschlichen Übersetzungen beleuchten, sondern auch erklären, warum der Mensch im Übersetzungsprozess unverzichtbar bleibt – und wie beides zusammenspielen kann.

Was sind maschinelle Übersetzungen?
Maschinelle Übersetzungen (MÜ) wie Google Translate oder DeepL arbeiten mit künstlicher Intelligenz, um Texte von einer Sprache in die andere zu übertragen. Sie analysieren riesige Datenmengen und lernen aus früheren Übersetzungen. Das kann bei einfachen Texten erstaunlich gut funktionieren. Vor allem, um einen groben Überblick zu bekommen oder um sich einen ersten Entwurf für weniger komplexe Texte zu holen, kann das hilfreich sein.

Die Stärken der maschinellen Übersetzung

  • Schnelligkeit: Es ist faszinierend, wie schnell ein Text in eine andere Sprache übertragen wird. Für einfache Anfragen oder „alltägliche“ Sätze ist eine maschinelle Übersetzung unschlagbar schnell.
  • Kosten: Gerade für Menschen, die keine professionellen Übersetzungen benötigen, sind diese Tools eine kostenfreie oder sehr günstige Option. Es ist toll, dass durch solche Lösungen Sprachbarrieren schnell überbrückt werden können.
  • Zugänglichkeit: Egal ob auf dem Smartphone oder am PC – Google Übersetzer und DeepL sind jederzeit griffbereit. Diese Zugänglichkeit machen sie für viele zur ersten Wahl.

Aber: Wo liegen die Grenzen der maschinellen Übersetzung?
Auch wenn diese Tools immer besser werden, stoßen sie oft an Grenzen, was ich als Übersetzerin täglich wahrnehme:

  • Kontext und Nuancen: Es gibt viele Momente, in denen ein Satz wörtlich korrekt übersetzt wird, aber völlig anders gemeint ist. Humor, Wortspiele oder Redewendungen – maschinelle Übersetzungstools scheitern oft daran, die richtigen Nuancen zu treffen. Manchmal ist auch der Ausgangstext unklar formuliert. Während ich nachfragen kann, übersetzt die KI einfach, was sie für richtig hält.
  • Kreativität und Emotion: Ich habe schon oft erlebt, wie MÜ einen Text eher emotionslos und trocken übersetzt. Doch viele meiner Kunden erwarten, dass die Übersetzung nicht nur korrekt ist, sondern auch den Ton und die Emotion des Originals bewahrt. Diese kreative Feinheit kann eine Maschine nicht leisten.
  • Fachsprache und Spezialisierung: Gerade in meiner Arbeit als medizinische Übersetzerin stoße ich immer wieder auf Begriffe und Formulierungen, bei denen ich mein Fachwissen und meine Erfahrung nutzen muss. Eine Maschine kann mit komplexen Fachtexten oder speziellen Begriffen oft nicht so viel anfangen.

Post-Editing: Die Brücke zwischen Mensch und Maschine
Und hier kommt das Post-Editing ins Spiel – eine Tätigkeit, die für mich immer mehr Bedeutung gewonnen hat. Bei Post-Editing überprüfe und überarbeite ich maschinell erstellte Übersetzungen. Diese Kombination kann oft sehr effektiv sein. Die Maschine liefert einen Rohentwurf, und ich bringe den Text dann auf das erforderliche Niveau.

  • Feinabstimmung: Meine Aufgabe ist es, den Text so zu bearbeiten, dass er flüssig und natürlich klingt. Grammatikfehler, unpassende Formulierungen oder fehlender Stil werden von mir angepasst.
  • Kulturelle und sprachliche Anpassung: Besonders bei kreativen oder marketingorientierten Texten ist es wichtig, dass nicht nur die Worte, sondern auch die Botschaft an die Zielkultur angepasst wird. Hier ist meine „menschliche Hand“ gefragt.
  • Fachliche Präzision: In spezialisierten Bereichen wie Medizin oder Technik sind mein menschliches Fachwissen und mein Fachwortschatz unerlässlich, um korrekte und präzise Übersetzungen zu liefern.

Warum der Mensch unverzichtbar bleibt
Auch wenn die Technik immer besser wird, bleibt der Mensch im Übersetzungsprozess unersetzlich – und das sage ich nicht nur, weil es mein Beruf ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass maschinelle Übersetzungen allein nicht ausreichen, wenn es um anspruchsvolle, kreative oder fachspezifische Texte geht.

  • Emotionales Verständnis: Eine Maschine kann keinen emotionalen Kontext erfassen oder die Stimmung eines Textes richtig wiedergeben. Es ist meine Aufgabe, diesen Aspekt in die Übersetzung zu integrieren.
  • Verständnis komplexer Inhalte: Bei juristischen, technischen oder medizinischen Texten kommt es oft auf jedes einzelne Wort an. Hier muss ich sicherstellen, dass die Übersetzung absolut präzise ist und keine Missverständnisse entstehen.
  • Beglaubigte Übersetzungen: Ein weiterer wichtiger Bereich, den maschinelle Übersetzungen nicht abdecken können, sind beglaubigte Übersetzungen. Viele offizielle Dokumente wie Zeugnisse, Urkunden oder Verträge müssen von einem vereidigten Übersetzer angefertigt und beglaubigt werden, um vor Behörden oder Gerichten anerkannt zu werden. Dies erfordert nicht nur sprachliche Präzision, sondern auch das rechtliche Wissen und die offizielle Qualifikation, die Maschinen nicht bieten können. Hier ist der menschliche Übersetzer unverzichtbar, um sicherzustellen, dass solche Dokumente rechtskräftig und korrekt übersetzt werden.

Fazit: Mensch und Maschine – ein super Team
Ich sehe maschinelle Übersetzung nicht als Konkurrenz, sondern als nützliches Werkzeug, das mir die Arbeit erleichtert. In vielen Projekten setze ich sie bewusst ein, um schneller zu einem Ergebnis zu kommen. Aber am Ende ist es meine menschliche Expertise, die den Unterschied macht. Egal, ob es darum geht, kreative Inhalte zu übertragen oder komplexe Fachtexte zu übersetzen – die Maschine kann nur unterstützen, aber niemals vollständig ersetzen.